Montag, 27. Dezember 2021
Montag, 29. November 2021
Impfverweigerung
Die Ursachen der Impfverweigerung sind nach meinem Dafürhalten Unaufgeklärtheit und Dummheit. Diese zu bekämpfen ist eine langfristige Aufgabe, die wir nicht aus dem Blick verlieren sollten. Aber jetzt sollte erst einmal vernünftiges und konsequentes Handeln auf der Agenda stehen.
Sonntag, 28. November 2021
Zum ersten Mal
Zum ersten Mal versuche ich, mir alle Folgen "Voyager" zu geben. War ich bisher nie ein Fan von. Inzwischen habe ich ein paar entzückende Running Gags entdeckt (z. B. das Mannschaftsmitglied, das ständig "zu hart trainiert") und Captain Janeway durchaus lieb gewonnen. Was mir besonders auffällt ist, dass sich offensichtlich seit der Originalserie die Maske und die Special Effects bis Voyager nur graduell weiterentwickelt haben, obwohl es mir seinerzeit nicht so vorkam. Und der Humanoiden-Chauvinismus in Star Trek nervt etwas, sagt der Biologe in mir. Dass fast alles intelligente Leben in diesem Universum irgendwann auf zwei Beinen herumläuft, ist doch eher unwahrscheinlich.
Und wieso ist das 4:3? Hatten wir damals nicht schon 16:9?
Donnerstag, 4. November 2021
Worauf warten wir diesmal?
Sonntag, 31. Oktober 2021
ebent
Donnerstag, 14. Oktober 2021
ER hat es verstanden
Montag, 11. Oktober 2021
Pilotprojekt: Muezzin ruft in ganz Köln zum islamischen Freitagsgebet
Mittwoch, 29. September 2021
Koalitionsverhandlungen
Es zeichnet sich durch die Notwendigkeit einer Dreierkonstellation eine interessante Neuerung ab: Definieren wir einfach mal alle als Fraktionen im zukünftigen Parlament vertretenen Parteien, deren Balken seit der letzten Wahl nach oben gegangen ist, als Gewinner. Die beiden "kleinen" Gewinner FDP und Grüne können zusammengenommen einen höheren Stimmenanteil für sich reklamieren, als der "große" Gewinner. (rot: 25,7%. Chapeau, Herr Scholz! Wer hätte das noch vor wenigen Monaten für möglich gehalten? Grün-Gelb: Zusammen 26,3%) Ich finde es sehr klug, dass die beiden Kleinen sich noch vor den offiziellen Sondierungsgesprächen ausgiebig beschnuppern. Und es macht Hoffnung, dass sich 2017 nicht wiederholt. Eine schmollende FDP können wir wirklich nicht noch einmal gebrauchen. Der Planet steht am Abgrund. Wenn sich meine ursprüngliche Prognose zum Verhalten der Gelben nicht bewahrheiten sollte, wäre ich durchaus zufrieden und würde auch die beiden Kröten L. und K. schlucken. Ich mein' ja bloß...
Dienstag, 28. September 2021
Ich hab's schon mehrfach gesagt:
Sonntag, 26. September 2021
Bundeswahlabend 2021
Irgendwie ist sie für mich die eigentliche Gewinnerin. Danke, Frau Merkel. Sie haben einen ordentlichen Job gemacht und mich teilweise durchaus angenehm überrascht. Chapeau! Ich wünsche einen angenehmen Ruhestand.
Freitag, 17. September 2021
Hallo Adolf!
Liebe XXX,
wo soll ich nur anfangen? Hattest du in der Oberstufe Naturwissenschaften oder Erdkunde als LK? Ich kann mich nicht mehr erinnern. Bremse mich also aus, wenn ich Zeug erzähle, was dich nicht interessiert oder wofür dir Voraussetzungen fehlen. Überspringe Absätze, die nichts Neues für dich enthalten.
Das Thema Aufforstungen ist tatsächlich gerade in der letzten Zeit sehr umstritten.
Ich beschäftige mich (und damit zeitverzögert auch dich) zunächst mit dem Aspekt der Artenvielfalt, der eng verknüpft ist mit den Aspekten Stabilität und Widerstandsfähigkeit.
Folgende grundsätzlich verschiedene Wege sind zu unterscheiden: Erstaufforstung: Das Anpflanzen von Forsten an Stellen, an denen vorher andere Ökosysteme vorherrschten. Also zum Beispiel das Aufforsten afrikanischer Savannen. Ziemlich Umstritten, da sich ja vorher in Jahrtausenden andere Ökosysteme durchgesetzt hatten, die hochgradig an den entsprechenden Standort, an dessen Klima und Boden, angepasst hatten. Es steht zu befürchten dass solche Aufforstungsversuche langfristig scheitern.
Wiederaufforstung: Weniger umstritten, hier kommt es auf das „Wie“ an. Aber wie so häufig in der Wissenschaft ist man sich auch hier uneinig: Während die Einen behaupten, einen Kahlschlag oder eine Windbruchfläche in Mitteleuropa solle man angesichts der fortschreitenden Klimaveränderungen lieber gleich mit trockenresistenten Douglasien aufforsten, wettern die Anderen, dass unbedingt die hier ohnehin von Natur aus dominierende Buche hingehört, die sich ihr Mikroklimas selbständig um bis zu zehn Grad herunterkühlt, dabei auch anfeuchtet und somit die forstwirtschaftliche Universalwaffe gegen den Klimawandel darstellt. Eine Variante dieser Meinung wird von der Hosentaschenfraktion vertreten, zu der auch unser gemeinsamer Schulkamerad Peter Wohlleben gehört: Hände in die Hosentaschen, die Natur macht das schon: Im Schatten der von Borkenkäfern und Trockenheit getöteten Altbäume gedeihen verschiedene andere Baumarten, nach und nach wird sich die Buche von selbst durchsetzen und ein artenreicher und an den Standort angepasster Buchenmischwald wird entstehen.
Auch tropische Regenwälder könnte man aufforsten, aber die ursprüngliche Artenvielfalt ist dann für immer verloren, wenn man eine größere Fläche abgefackelt hat. Zu komplex sind die ökologischen Beziehungen, zu groß die Artenvielfalt, als dass sich das reparieren ließe. Im Regenwald gibt es viele Arten, die nur hier oder nur in einem bestimmten Teil davon existieren, dabei aber eine wichtige Rolle im ökologischen Beziehungsgeflecht spielen. Da gibt es Fledermäuse, die eine ganz bestimmte Blüte bestäuben, die sonst niemand Anderes bestäubt. Stirbt diese Fledermaus aus, ist es auch um die Blütenpflanze geschehen. Zugegeben: Dieses Beispiel ist eine sogenannte didaktische Lüge. Es stammt eigentlich aus den Wüsten Mexikos, ist aber einfach zu anschaulich, um es hier nicht zu benutzen. Die Blütenpflanze in diesem Beispiel ist die Argavenart, aus der Tequilla gebrannt wird, und genau das hätte die beiden Arten fast aussterben lassen: Saufen für das Artensterben - das muss man sich einmal geben.
Fassen wir zusammen: Man kann Wald- oder andere Flächen aufforsten, aber es ist schwierig, ein stabiles und widerstandsfähiges System hinzubekommen.
In Mitteleuropa gibt es von den Arten des ursprünglichen Urwaldes, der sich hier nach der letzten Kaltzeit gebildet hatte, noch genügend Exemplare - es waren ohnehin nicht so viele Arten. Es gibt Rückzugsgebiete, aus denen diese wieder einwandern können. In den Tropen macht man jedoch z. Zt. Tabularasa. Der Regenwald wird flächendeckend abgeholzt und die Artenvielfalt, die noch nicht einmal näherungsweise erforscht wurde, unwiederbringlich zerstört. Soviel zum Thema Artenvielfalt und Stabilität. Brauchen wir noch.
Was dich in unserem Zusammenhang vermutlich viel mehr interessiert ist die Frage, wie mit Aufforstungsprojekten die Erderwärmung gebremst werden kann, stimmt’s?
Theoretisch klingt das ja gut: Bäume bestehen überwiegend aus Kohlenstoff und deshalb binden Wälder auch eine ganze Menge davon. Aber das dauert natürlich ganz schön lange. Außerdem gibt es da noch einen anderen Haken: Sterben die Bäume irgendwann, werden sie i. d. R. innerhalb kürzester Zeit wieder zersetzt und der Kohlenstoff wird wieder freigesetzt, und zwar in Form von CO2 oder Methan. Ist ein Wald erst einmal „ausgewachsen“ bindet er keinen zusätzlichen Kohlenstoff, da sich die Aufnahme und die Abgabe von CO2 etwa die Waage halten. Um mit Wäldern dauerhaft CO2 aus der Atmosphäre zu holen, müsste man die Bäume regelmäßig schlagen und sie dauerhaft dem Kohlenstoffkreislauf entziehen. In Mooren zum Beispiel geraten umgefallene Bäume unter Luftabschluss, wenn sie umfallen. In dem sauren Moorwasser können sich Bakterien kaum entwickeln, die Bäume und anderes Pflanzenmaterial werden so dauerhaft konserviert. So entsteht Torf. Wenn man das Zeug dann mit Sedimenten bedeckt und lange genug liegen lässt, entsteht erst Braunkohle und dann Steinkohle. Man muss lediglich ein paar hundert Millionen Jahre warten.
Ich schweife ab.
Unabhängig davon ist in einem alten Wald natürlich viel Kohlenstoff gespeichert. Und solange dieser Wald stabil funktioniert, bleibt der auch gespeichert. Und jetzt kommen wir auf die Bewertung der Stabilität und Verwundbarkeit Aufforstungsprojekte zurück: Entsteht daraus ein stabiles Ökosystem, ist es durchaus möglich, mit einem Wald eine Menge CO2 zu binden. Fliegt mir der Wald aber beim nächsten Sturm um die Ohren, weil die Wurzeln der Bäume geschädigt sind (oder Borkenkäferplage oder Pilzbefall, oder, oder, oder), habe ich plötzlich jede Menge Totholz, das von Mikroorganismen abgebaut wieder zu CO2 wird. Oder über den Umweg Feuerholz.
Die besten „Wir kämpfen mit Bäumen gegen den Klimawandel“-Projekte sind jedoch die, welche verhindern, dass alte Bäume und Wälder abgeholzt werden. Wenn du als wirklich Zeit oder Geld in Bäume investieren willst, um deinen Nachkommen eine lebenswerte Erde zu erhalten, dann kümmere dich um Bäume, die es schon gibt. Wenn du z. B. die Aktivisten, die im Hambacher Forst im Rheinischen Braunkohlerevier unterstützt, dann hilfst du der Atmosphäre gleich doppelt: Einerseits verhinderst du das Fällen von sehr, sehr alten Bäumen und damit die Freisetzung des darin gespeicherten Kohlenstoffs, andererseits verhinderst du auch, dass der fossile Kohlenstoff, der in Form von dicken Kohleflözen darunter liegt, wieder ins Spiel gebracht wird.
An dieser Stelle kommen wir auch wieder auf Peter Wohlleben zurück. Kennst du seine Geschichte? Er wurde ja lange genug durch alle Talkshows gereicht. Also überlies den folgenden Absatz, wenn du sie schon kennst. Er war ein vom Land NRW verbeamteter Revierförster im winzigen Eifeldorf Hümmel. Dort entdeckte er ein Waldstück, in dem die dort ansässigen Buchen wohl schon seit längerer Zeit von mehreren seiner Vorgänger übersehen worden waren - sie hatten bereits weit über 200 Jahre auf dem Buchenbuckel. Für eine Buche ist das natürlicherweise kein Alter, die können noch viel älter werden. Aber nicht so in deutschen Forsten. Dort werden sie höchsten 160 Jahre alt. (Peter möge mir verzeihen, wenn ich diese Zahl möglicherweise falsch abgespeichert habe.) Dann werden sie geerntet. Peter bekam von seiner vorgesetzten Dienstbehörde die Anweisung, diese überaus wertvollen Bäume sofort zu ernten. Das wollte er aber aus verschiedenen Gründen nicht. Er kündigte, ließ sich vom zuständigen Bürgermeister als kommunaler Förster anstellen mit dem Ziel, mit den Bäumen Gewinn zu erwirtschaften, ohne sie zu fällen. Und das gelang ihm auch, und zwar nachhaltig. Ich zähle jetzt nicht alles auf, womit er für seinen Wald Geld macht, aber eine ziemlich raffinierte Methode will ich doch erzählen: Er hat den ältesten und schönsten Teil „seines“ Buchenwaldes zum Ruheforst erklären lassen. Dort kann man sich für den Gegenwert des nicht gefällten Holzes eine Grabstelle pachten, und zwar für 99 Jahre. Die Buche, unter der man dann als Asche in einer kompostierbaren Urne verscharrt wird, wird dadurch automatisch zum Grabmal. Bämm! Ab sofort gelten nicht mehr die Gesetze der Forstwirtschaft, sondern das Gesetz über das Friedhofs- und Bestattungswesen. Der Baum darf in den nächsten 99 Jahren nicht gefällt werden. Und zwar selbst dann, wenn das Landesforstamt jemals wieder den Revierförster stellen sollte. Meine Asche als Lebensversicherung und Dünger für eine Buche mittleren Alters. Ich finde die Idee ganz zauberhaft.
Ich vermute, das ist nicht das, was du hören wolltest, oder?
Ich versuche es anders.
Faustregeln:
- Erhaltung von Wald geht über Aufforstung. Bestehende Naturwälder sind seit Jahrtausenden ökologisch stabil und speichern deshalb den gebundenen Kohlenstoff dauerhaft. Es gibt verschiedene Projekte, um bestehende Wälder oder auch einzelne Bäume zu erhalten: Patenschaften für Flächen, zum Beispiel. Kauf‘ dir doch einen Quadratmeter Regenwald. Die gemeinnützigen Organisationen, die so etwas anbieten garantieren, dass die von ihnen im Namen der Spender gekauften Waldflächen geschützt werden. Backe den Aktivisten im Hambacher Forst einen Kuchen, liefere ihn persönlich ab und bedanke dich für die gefährliche und wichtige Arbeit, die dort geleistet wird. Nimm’ einen von ihnen in den Arm und drücke ihn herzlich. Die machen wirklich einen tolle Job. Vielleicht triffst du da auch Peter. Achte beim Möbelkauf auf Holz aus zertifizierter, nachhaltiger Forstwirtschaft. Und, lass‘ uns offen miteinander reden: Unser Mindesthaltbarkeitsdatum ist auch bald abgelaufen - kauf‘ dir doch eine Grabstelle in Peters Ruheforst.
- Wiederaufforstung von Naturwäldern geht über die Aufforstung von Nutzholzplantagen oder Erstaufforstung. Nur Naturwälder sind ökologisch stabil und garantieren dauerhafte Bindung von CO2. Solche Projekte werden von verschiedenen NGOs durchgeführt und können durch Spenden unterstützt werden.
- Aufforstung von grünen Mauern, die die Ausbreitung von Wüsten verhindern, sind auch ganz schön. Passiert z. Zt. zum Beispiel in China und quer durch Afrika. Dient eher der Hungerbekämpfung als der CO2-Bindung, aber eigentlich hängt das alles zusammen. Aber das haben wir ja alle bereits Ende der 70er in Erdkunde gelernt und das wäre Thema eines andern Briefs.
Bei der Auswahl eines zu unterstützenden Projektes solltest du darauf achten, dass die unterstützte Organisation den Status „gemeinnützig“ vorweisen kann. Das kann man daran erkennen, dass sie Spendenbescheinigungen für das Finanzamt ausstellen kann. Das bietet ein Mindestmaß an Sicherheit, dass gespendete Gelder nicht in dunklen Kanälen versickern.
Aber ich fürchte trotzdem, dass ich dir deine Frage nicht wirklich beantwortet habe. Aber das wollte ich auch nicht. Ich wollte deinem Gehirn lediglich Futter geben, damit du die Frage selbst beantworten kannst. Ich kenne dich. Du bist schlau. Du kannst das. Hier noch etwas zum Lesen, aber das ist nur ein Einstieg:
Gehab’ dich wohl, pass’ auf dich und deinen Nachwuchs auf (der war noch so klein bei unserer letzten Begegnung, und ist heute vermutlich auch schon baumlang…)
Lieber Gruß
Samstag, 11. September 2021
Was?
Mittwoch, 1. September 2021
Mein Bruder so: "Wenn ich das richtig interpretiere, sind wir am Arsch."
Auf Facebook empört sich anschließend eine meiner ehemaligen Schülerinnen im Zusammenhang mit diesem Bild über die zögerliche Reaktion aller Verantwortlichen und das "Weiter so." der Politik.
Und ich so: "Und ja: Mein Bruder sieht das genau richtig. Und du verstehst es: Wir sind am Arsch. So als Art. Die Flutkatastrophe an der Ahr gibt uns mal wieder einen Vorgeschmack.
Mit Naturgesetzen gibt es keine Kompromisse, keinen Vergleich. Mit Naturgesetzen kann man nicht feilschen. Die ersten Kipppunkte sind überschritten. Noch können wir etwas bremsen: Zeit gewinnen, um uns anzupassen. Aber das ist schon jetzt ganz schwer und wird richtig, richtig teuer. Aber es muss jetzt passieren. Sofort!"
Freitag, 27. August 2021
Coronaschuljahr 3 kommt.
Samstag, 21. August 2021
Eine tolle und einfühlsame Doku.
https://www.arte.tv/de/videos/027072-000-A/freddie-mercury-the-untold-story/
Mittwoch, 11. August 2021
Ein Rücktritt
... wird Herrn Pföhler nicht davor bewahren, gegrillt zu werden. Und zwar zu Recht. Aber gegrillt werden sollten noch viele weitere Verantwortliche. Es ist in den letzten Jahren und Jahrzehnten so viel falsch gemacht worden. Und wer seit den späten Siebzigern in Erdkunde aufgepasst hat, weiß das auch: Flurbereinigung in Steillagen, Flächenversiegelung, Flussbegradigung, Ausweisung von Wohngebieten in ehemaligen Auen. Und vom Klimawandel habe ich noch nicht einmal angefangen. Das ist seit Jahrzehnten Schulbuchwissen.
Samstag, 7. August 2021
Hochwasser an der Ahr
Da kommt tatsächlich Einiges zusammen: Klimawandelbedingter Starkregen, Versiegelung der Flächen im Einzugsgebiet der Flüsse, Begradigung und Einengung von Flüssen und Nebenflüssen, flurbereinigte Weinberge, die das Wasser völlig ungebremst ablaufen lassen, standortfremde Nadelholzforste , die viel weniger Wasser speichern als Laubgehölze, verdichtete Böden in Forst- und Landwirtschaft und natürlich auch das Ausweisen von Baugebieten an Stellen, die viel zu nah an den Flüssen liegen.
Freitag, 6. August 2021
Ich habe Angst.
Ich habe Angst, dass das die Zukunft ist, die wir der Generation unserer Kinder hinterlassen: Eine Welt, die aus den Fugen gerät und eine Verwaltung, die unfähig ist, damit umzugehen.
Es war dereinst in Sparta, wenn ich mich nicht irre. Da wurden zwei Menschen zu Diktatoren auf Zeit gewählt. Fünf Jahre, wenn ich mich nicht irre. Und nach dieser Zeit wurde über sie Gericht gehalten. Hatten sie ihren Job gut gemacht, dann erwartete sie ein Altenteil in Saus und Braus. Hatten sie Scheiße gebaut, dann wurden sie von irgendeinem hohen Felsen geworfen.
Ich finde, man kann daraus lernen.
Donnerstag, 5. August 2021
Wir haben es schlicht verkackt.
So als Spezies.
Wird wieder einen Haufen Evolutionsdruck geben, wenn wir weg sind. Auf Schaben, auf Ratten und auf Oktopoden. Wer wird das Rennen machen? Es dürfen noch Wetten abgegeben werden.
Ich akzeptiere
...eure Entscheidung, dass ihr euch nicht impfen lassen wollt. Dies ist ein freies Land, und darauf können wir alle stolz sein.
Bitte akzeptiert aber auch meine Entscheidung, nicht länger für die Testung von freiwillig Umgeimpften bezahlen zu wollen. Und auch die Entscheidung, das von euch bewusst in Kauf genommene Risiko, andere Leute anzustecken nicht mehr hinnehmen zu wollen.
Ich akzeptiere eure Entscheidung, Egoisten zu sein. Aber ich werde das nicht weiter durch meine Solidarität unterstützen.
Sonntag, 18. Juli 2021
Verflucht
Verflucht seien die Plünderer im Ahrtal. Wie kann man sich am Hab und Gut derer vergreifen, die ohnehin schon so viel verloren haben?
Möge diesem elenden Gesocks die Klöten vertrocknen und abfallen. Ihnen und ihren Kindern. Und ihren Kindeskindern.
Samstag, 17. Juli 2021
Inquisition
Schaue gerade ein Video auf Spiegel.de. Nach einer Minute wird es unterbrochen und vier verschiedene Standbilder von Werbespots werden eingeblendet mit der Aufforderung: „Entscheiden Sie selbst, welchen Werbespot Sie schauen.“
Schnitt.
Der Inquisitor erläutert dem Delinquenten die Werkzeuge der peinlichen Befragung. Nachdem er alle Werkzeuge erklärt hat, sucht er vier davon heraus - sagen wir Streckbank, Eiserne Jungfrau, Rad und die Birne des Papstes. „Entscheiden Sie selbst, wie sie gefoltert werden möchten.“
Freitag, 16. Juli 2021
Die Neustadter Schauspielgruppe hilft.
Liebes Publikum,
nachdem unsere Vorstellung am Samstag letzter Woche wegen Regens abgebrochen werden musste, lief am gestrigen Freitag alles glatt und wir konnten mit euch einen wunderbaren Theaterabend im Park der Villa Böhm erleben. Wir fühlen uns reich beschenkt und sind sehr dankbar dafür.
Uns ist jedoch bewusst, dass die Menschen im Norden von Rheinland-Pfalz nicht so ein Glück haben. Wir sind uns deshalb einig, dass unsere Einnahmen dort viel dringender gebraucht werden. Der Vereinsvorstand hat spontan beschlossen, die Erlöse aus den Eintrittskarten aller drei Vorstellungen dieses Wochenendes für die Hochwasseropfer zu spenden.
Als der Regisseur dies vor der Vorstellung dem Publikum mitteilte, war die Zustimmung groß. Auch das Publikum hatte den Wunsch, sich an dieser Spendenaktion zu beteiligen und so haben wir eine Sammelbüchse aufgestellt, deren Inhalt wir in der nächsten Woche ebenfalls überweisen werden. Das anwesende Publikum war sehr großzügig, sodass es in der Sammelbüchse am Ende kaum geklimpert, dafür aber um so mehr geraschelt hat. Auch dafür sind wir zutiefst dankbar.
Donnerstag, 15. Juli 2021
Tagesthemen
Ich schaue gerade die Tagesthemen.
Dienstag, 13. Juli 2021
Ural

- Menschen lächeln einen an. Einfach so. Sie sehen das Ding und freuen sich.
- Trotz meiner extrem vorsichtig-langsamen Fahrweise wurde ich nur überholt, wenn ich gestisch ausdrücklich dazu aufgefordert habe. Selbst der nervöseste und eiligste Autofahrer mit richtig viel PS ist andächtig staunend hinter mir hergezuckelt. Und sie lächeln. Alle.
- In Situationen, in denen normalerweise ein LKW noch schnell aus der Seitenstraße heraushuscht, um vor mir auf die Hauptstraße einzubiegen, passiert jetzt folgendes: Der Fahrer fährt einen halben Meter in die Hauptstraße ein, damit er gesehen wird. Dann schaut er nach links. Haben mich die Auto- und Motorradfahrer gesehen und akzeptieren, dass ich einfach stärker bin? Und dann sieht der Fahrer mich (bzw. das Gespann). Und dann bleibt er wahlweise stehen oder fährt sogar einen halben Meter zurück, um dem Gespann nicht im Weg zu stehen. Und um zu schauen. Und um zu lächeln.
Montag, 5. Juli 2021
Leute!
Sonntag, 27. Juni 2021
Afri-Cola
Charles Wilp, wenn ich mich nicht irre. Der Werbespot im Fernsehen war damals ein psychedelischer Skandal.
Montag, 21. Juni 2021
21. 6.
Ich freue mich sehr über das Gewitter. Das scheint in diesem Jahr die einzige Abkühlung zu sein, die man im Sommer bekommt.
Donnerstag, 10. Juni 2021
Wasser in die Stadt
Foto: Christine Albert (Alle Rechte vorbehalten) |
Ich lebe seit über zehn Jahren in dieser Ecke der Stadt, aber was ich jetzt höre, nach zehn Jahren Baustellensound mit Alles und viel scharf, sind die mit weitem Abstand schönsten Geräusche, die mir hier jemals um die Ohren geflogen sind:
Sonntag, 6. Juni 2021
Das verspätete Winterstück...
Das verspätete Winterstück wird stattfinden. In einer wundervollen Location in Maikammer. Voraussichtlich nur 25 Zuschauer pro Vorstellung. Und es ist nicht nur ergreifend, es ist niederschmetternd. Ich bin am letzten Sonntag aus einer Probe herausgetorkelt, hatte Pipi in den Augen und war völlig desorientiert. Und dabei kannte ich die Handlung bereits vorher und war deshalb nicht überrascht. Ich war bis ins Mark erschüttert.
Wir...
Wir sind die Neustadter Schauspielgruppe!
Natürlich...
Natürlich kann Brian gegen den Opernsänger stimmlich nicht anstinken. Das braucht er auch nicht. Er ist der beste Gitarrist auf dem Planeten und hat nebenbei promoviert. In Astrophysik. That's why!
Sonntag, 30. Mai 2021
Projekt: "Mal kurz meinen Bruder besuchen fahren" (Entwurf)
Da ich nicht mehr fliege, kommt der einfache Weg (Flugzeug) für mich nicht in Frage. Google Maps kennt keine Straßenverbindung, kann mir aber einen Fußweg ausspucken: 10761 Kilometer.
Sonntag, 23. Mai 2021
Wir sollten uns schämen.
Samstag, 15. Mai 2021
Covid 19 Schnelltest Dauerkarte
Das DRK hat mir gestern kostenlos eine "Covid 19 Schnelltest Dauerkarte" ausgestellt. Mit Passbild (machen die vor Ort), einem QR-Code zum Einchecken und einem zum Abrufen des Ergebnisses. Habe ich heute zum ersten Mal ausprobiert: Das reduziert die Wartezeiten noch einmal erheblich. Wenn alle so etwas hätten, bräuchte man nicht mehr Schlange stehen und bräuchte sich für den Abstrich nicht einmal mehr hinsetzen.
Danke, DRK und danke, ehrenamtliche Helfer! Ihr macht das wirklich toll und schenkt uns damit ein kleines Stück Freiheit zurück.
Donnerstag, 22. April 2021
"Hallo Adolf,
...wie geht es? Ich kann mir vorstellen, dass das letzte Jahr beruflich eine Herausforderung war.
Für meine Frau und mich war es beruflich eigentlich gut zu bewältigen. Sie ist systemrelevant und ich habe die Wahl Büro oder Homeoffice. Schwieriger ist dann schon das Drumherum. Einkaufen, Einschränkungen bei Besuchen usw. Unsere Eltern sind hochbetagt, meine Mutter konnte seit November keinen Besuch empfangen.
Fotografisch ging auch nicht viel. Frankreich und Belgien sind zu. Ich bemerkte dieser Tage zu einem Freund, dass ich jetzt nachvollziehen kann, wie die DDR Bürger sich gefühlt haben müssen, weil sie nicht reisen durften.
Beste Grüsse
Erich"
Hallo Erich,
wir kennen uns zwar nicht im realen Leben, aber es ist trotzdem immer wieder schön, von dir zu lesen. Danke für deine Nachricht.
Als ich mich als neunjähriger Bengel dazu entschlossen habe, Lehrer zu werden, war meine Motivation die Freude am Umgang mit Menschen. Ich habe nie einen anderen Berufswunsch gehabt, auch wenn's in meinem Leben öfter mal Umwege und Warteschleifen gegeben hat. Diesen Entschluss habe ich niemals bereut.
Corona hat das radikal verändert.
Was gerade läuft, ist mit meinem Verständnis von diesem Beruf nicht mehr vereinbar:
- Homeschooling (mit all den grausigen Folgen, die das in den sozial ohnehin schon abgehängten Familien hat.)
- Wechselunterricht (*Augenroll*) Nur mal so als Beispiel: Ich habe zwei Biologie-Grundkurse in der 12. Klassse. Im Wechselunterricht bedeutet das, dass ich de facto vier parallele Lerngruppen betreue. Ohne Planungssicherheit, denn schon in der nächsten Woche kann wieder alles ganz anders sein.
- Das bleibt auch nicht ohne Folgen für die Kinder. Ein weiteres Beispiel: Neulich hatte ich nach vielen Wochen im Lockdown zum ersten Mal meine achte Klasse im Wechselunterricht. Das war echt gespenstisch. Ich meine... eine achte Klasse: Da geht es normalerweise munter über Tisch und Bänke. Da werden Mäppchen geklaut, da wird an den Haaren gezogen und da werden Briefchen geschrieben und unter der Tischen durchgereicht. (Willst du mit mit gehen? Ja, nein, vielleicht) Und was habe ich erlebt? Die Halbklasse saß vor mir, die Hände auf dem Tisch gefaltet und die Kinder haben mich im unterkühlten Klassenzimmer schweigend aus leeren Augen angeglotzt. Ich hätte am liebsten geheult.
Das ist nicht mehr der Beruf, den ich mir ausgesucht habe und für den ich brenne.
Und ja: Ich weiß, dass das auf sehr hohem Nieveau genörgelt ist. Ich bekomme weiterhin in voller Höhe mein Gehalt, ich muss mir keine Sorgen um meine Existenz machen. Den selbständigen Geschäftsleuten geht es da schon deutlich schlechter. Deshalb haben die auch mein volles Mitgefühl.
Aber:
Ich kann nicht mehr. Seit mehr als einem Jahr arbeite ich in permanentem Durchzug, weil Luftfilteranlagen wohl in dieser Zeit nicht zu beschaffen sind. Duchzug im Sommer ist doof, aber erträglich. Doch arbeite mal im Durchzug, wenn draußen Minusgrade herrschen. Ich selbst bin ja eher frostresistent, denn ich bin mit einer erheblichen, schwer auszukühlenden Körpermasse gesegnet. Doch wenn vor mir ein 30-Kilo-Mädchen bibbert und durchfriert, dann kommen mir die Tränen. Das will ich nicht länger ertragen.
Ich spiele sehr ernsthaft mit dem Gedanken, so früh wie möglich auszusteigen. So will ich nicht mehr arbeiten. Und dabei habe ich noch lange nicht alles erzählt, was es zu diesem Thema zu erzählen gibt.
LG
Adolf
Donnerstag, 15. April 2021
So sieht's aus:
Wer diese kluge Frau auf ihre bezaubernden Pausbäckchen reduziert, der tut ihr bitter unrecht und soll in die Ecke gehen und sich schämen. Und er möge nicht eher aus dieser Ecke zurückkommen, bevor er sich richtig geschämt hat.
Mittwoch, 31. März 2021
Neustadter
Es heißt "Neustadterinnen und Neustadter". So steht es im Duden und so machen das die Bürger dieser Stadt seit Jahrhunderten. Und auch die in den anderen 20 Neustadts in Deutschland. Und ich entschuldige mich hiermit dafür, dass ich den inneren Rotstift in meinem Kopf nicht abschalten kann. Ist eine Berufskrankheit.
Montag, 29. März 2021
Wow...
Doku mit offenem Ende. Ihr lasst mich mit offenem Mund staunend zurück. Ich bin einigermaßen überrascht!
Eine unglaublich sensible Dokumentation über einen außergewöhnlichen Menschen. Und über seine außergewöhnliche Tochter. Dafür zahle ich sehr gerne meine Rundfunkgebühren. Wenn ich den Mann nicht persönlich kennen würde, würde ich das als Märchenfilm abtuen. Aber ich kenne ihn nun einmal. Genau so ist der. Hat der eigentlich inzwischen das Bundesverdienstkreuz? Wenn ja: So gehört sich das. Wenn nein: Dann wird es aber langsam wirklich Zeit dafür. Und zwar ZACK-ZACK!
- Video verfügbar bis 20.03.2022, in Deutschland, Österreich, Schweiz
- https://www.zdf.de/filme/das-kleine-fernsehspiel/koenig-bansah-und-seine-tochter-100.html#xtor=CS5-53
Sonntag, 28. März 2021
Brief an den besten Mechaniker der Welt
Hallo XXX,
ich hoffe sehr, dass es dir als dem Moppedschrauber meines Vertrauens, gut geht.
Im Corona-Lockdown habe ich nicht nur tüchtig an Gewicht zugelegt, sondern auch viel nachgedacht. Unter Anderem auch darüber, was ich in vier (oder sechs) Jahren nach meiner Pensionierung machen werde. Dabei kreisten meine Gedanken immer wieder um einen Gefährten, der mich am Morgen aus dem Bett schmeißt, damit ich nicht den halben Tag drin liegen bleibe. Denn eines habe im im Corona-Lockdown über mich gelernt: Ich bin eine faule Sau und lasse mich gehen. Wenn ich das nach der Pensionierung auch so mache, bin ich fünf Jahre später tot. Also brauche ich Hilfe. Ich dachte an einen vierbeinigen Weckdienst aus dem Tierheim. Würde mir sicher auch helfen, ein paar der Corona-Kilos wieder loszuwerden.
Aber daraus ergab sich ein neues Problem: Wie transportiere ich eigentlich einen vierbeinigen Kumpel. Ich hab’ ja kein Auto. Und selbst wenn ich eines hätte: Bei ausgiebigen Tagestouren mit dem Mopped kann ich so einen Kumpel doch nicht alleine Zuhause lassen! Und da fiel mir ein Bekannter aus Schüler-/Studententagen wieder ein: Er hatte ein Motorradgespann von MZ. 250 ccm geballte Zweitaktaggression. Stank wie Sau (Das Mopped, nicht der Bekannte.) und fuhr gelegentlich auch nur auf zwei Rädern.
Gespann also. Wird dann aber sicher eine teure Spezialanfertigung. Dachte ich. Baut ja seit Vorkriegszeiten keiner mehr in Serie. Dachte ich. Und dann bin ich über diese Schönheit gestolpert:
Und ich habe mich verliebt.
Gibt es auch in anderen Farben, etwas hochbeiniger (meine persönliche Präferenz - ich bin ja auch nicht eben klein), ist bezahlbar und die Marke genießt inzwischen, im Gegensatz zu noch vor 10 - 20 Jahren, einen guten Ruf.
Deshalb meine Bitte um Rückmeldung: Würdest du so etwas auch warten? Natürlich muss ich wegen der Garantie in den ersten zwei Jahren die Inspektionen beim Händler in Herxheim machen lassen. Aber dann hätte ich dich gerne mit im Boot, wenn du denn willst. Ist ja praktisch auch BMW-Technik. (Interessante Geschichte, übrigens. Wenn du sie noch nicht kennst: https://de.wikipedia.org/wiki/Irbitski_Motozikletny_Sawod)
Willst du?
LG
Adolf
Sonntag, 21. März 2021
Schweiget still!
Donnerstag, 18. März 2021
Dienstag, 9. März 2021
Ein Königreich für einen Sohn
Der Prinz aus Zamunda 2
Samstag, 6. März 2021
Unfassbar!
Wir haben eine Verfassung, ein bürgerliches Gesetzbuch und ein Strafgesetzbuch. Wozu eigentlich, wenn jeder religiöse Schwurbler sich unter Berufung auf alte Rituale darüber hinwegsetzen kann, um Säuglinge zu ersäufen?
Donnerstag, 18. Februar 2021
Viel zu menschlich
Der Spiegel hat den Film zerrissen. Mir hat er gefallen. Wir bewegen uns in einem Universum, in dem Menschen fliegen können und Zauberkräfte haben, in dem Götter vor Jahrtausenden Listen ausgeheckt haben, die uns im Jahr 1984 an den Rand des Untergangs gebracht haben. Ich stelle einfach nicht so hohe Ansprüche an die Logik bei Superheldencomics. Ich finde, das ist richtig schönes Popcornkino. Außerdem mag ich die Darstellerin.
Sonntag, 14. Februar 2021
Lieber Herr Lauterbach,
ich bin sehr dankbar dafür, dass wir in einer Krise, die nur von der Wissenschaft gelöst werden kann, einen Wissenschaftler von Ihrem Format in einer Regierungspartei haben. Herr Lauterbach: Sie nerven unendlich. Weil sie immer wieder den Finger in die Wunde legen und die unbequeme Wahrheit ansprechen. Dass es Ihnen dabei völlig egal zu sein scheint, ob sie wiedergewählt werden, macht es für mich umso glaubwürdiger. Wer wiedergewählt werden will, sagt normalerweise nichts Unbequemes. Wer Unbequemes sagt, wird normalerweise nicht wiedergewählt.
Das scheint Ihnen völlig gleichgültig zu sein. Gut so! Nerven Sie bitte weiter. Wir brauchen mehr Politiker wie Sie: Mit wissenschaftlicher Ausbildung, sachorientiert, ehrlich und unbequem.
Danke!
LG
Adolf Kluth
(Angelehnt an einen Brief von Sarah Bosetti)
Donnerstag, 28. Januar 2021
Laptops für Lehrer
Letztes Jahr war von 500 Euronen pro Lehrer die Rede. Stellen wir uns mal ein paar Fragen:
1. Welche Gurke bekomme ich eigentlich für 500 Euronen? Ganz sicher nicht das hier abgebildete MacBook.
2. Wer wartet die Geräte? Ein Fabrikarbeiter muss sich auch nicht darum kümmern, dass sein Fließband gewartet wird. Außerdem werde ich in unser professionell gewartetes Hausnetz kein Endgerät lassen, das nicht ebenfalls professionell gewartet wird. "Bring your down device" gibt es in professionell gewarteten Netzwerken nicht, es sei denn, du hast einen Riesenschwarm von Profis. (Wie z. B. an Unis)
3. Sind Laptops wirklich Arbeitsplatzrechner? Ich kenne mich "zufällig" mit der Bildschirmarbeitsplatzverordnung aus. An einem Bildschirmarbeitsplatz, und als solchen dürfen wir wohl einen Lehrerschreibtisch im Corona-Lockdown verstehen, hat der Bildschirm leicht neig- und kippbar zu sein (check!) und höhenverstellbar (Upps!). Außerdem soll der Bildschirm so groß sein, dass die für die Arbeit notwendigen Programme nebeneinander anzuordnen sind, um Übersicht zu schaffen (Die genaue Formulierung weiß ich nicht mehr, aber so ungefähr steht das da drin.)
Ich stelle mir gerade ein Browserfenster für BBB mit 25 Videostreams von den Schülern auf einem 13 Zoll Bildschirm eines "günstigen" Medion Notebooks vor. Dazu das Notenverwaltungsprogramm (bei mir eine gewöhnliche Tabellenkalkulation), das Signal-Fenster, den Email-Client, das Fenster für mumble (für die Schüler, bei denen für BBB die Internetleitung zu dünn ist), dazu OneNote für die Unterrichtsvor- und Nachbereitung - man korrigiert ja inzwischen die Hausaufgaben auch digital), Scannersoftware, Textverarbeitung, Texterkennung.... was man halt so braucht. Und über fachspezifische Software habe ich noch nicht einmal nachgedacht...
Auf dem 13-Zoll Bildschirm eines Medion-Notebooks.
Lasst das Bild einfach für ein paar Sekunden auf euch wirken.
Auf meinem Computertisch stehen (ungelogen) ein iMac Pro mit hochauflösendem 27-Zoll Display (5120 × 2880) und daneben mein olles Cinema-Display, ebenfalls 27 Zoll (2560 × 1440). Und selbst da muss ich bei meinen Online-Unterrichtssitzungen ganz oft noch Fenster hin- und herschubsen.
Dazu ein ordentlicher und schneller Scanner, Farblaserdrucker, Festplattenspeicher, um den mich noch vor zehn Jahren jedes Hochschulrechenzentrum beneidet hätte, DVD-Brenner, 250 Mbit- Leitung, ordentlicher, ergonomischer Bürostuhl (nicht eines dieser grauenvollen Sitzmöbel, auf dem die Kinder zu sitzen genötigt werden - darüber müssen wir unbedingt auch noch einmal reden!)... Ich will nicht angeben. Ich beschreibe lediglich einen zeitgemäßen Computerarbeitsplatz für Lehrer.
ICH WILL KEIN 500-EURONEN NOTEBOOK. Steckt euch das sonstwo hin. Pumpt das Geld lieber in die Infrastruktur. Sorgt dafür, dass jedes Kind über ein mit ordentlicher Geschwindigkeit ans Internet angebundenes Endgerät verfügt. Das wäre schon ein Anfang, der uns Lehrern das Leben wirklich erleichtern würde.
Was reg' ich mich auf?
Danke für Ihre Aufmerksamkeit.
Freitag, 22. Januar 2021
Abitur
Dass mir heute einer meiner Abiturienten gesagt hat: "Die geilste Klausur - ever!" berührt mich zutiefst. Vielen, vielen Dank für dieses tolle Kompliment.
Geht euren Weg und bewahrt euch diese Begeisterung.
In Bezug auf
...die notwendigen Arbeitsmittel und Schutzausrüstungen werden wir gründlich über den Tisch gezogen. Immer schon.
Man stelle sich vor, ein Chirurg in einem Krankenhaus müsste Kittel, Mundschutz und Skalpell privat bezahlen und mitbringen. Oder ein Fabrikarbeiter Werkzeug, Arbeitsschuhe und Gehörschutz. Und zu allem Überfluss stellt man ihnen den Arbeitsraum nur halbtags. Nachmittags wird Zuhause operiert oder gewerkelt.
Dienstag, 19. Januar 2021
Ich schaue gerade Nachrichten.
Es geht um den Lockdown an den Schulen:
Eltern finden die Arbeit von uns Lehrern gut. (Huch!) Kinder wollen unbedingt wieder in die Schule gehen. (Doppel-Huch!)
Ich habe Pipi in den Augen. Wer hätte das vor einem Jahr für möglich gehalten?
Leute: Ich vermisse euch auch, und zwar heftig. Ich würde jeden von euch unheimlich gerne in den Arm nehmen, jedem von euch die Hand oder die "Ghetto-Faust" geben. Erklären, rumblödeln, euch beim Schach in der Pause zujubeln, mir eure Sorgen anhören oder mit euch in der Hauberanlage unter freiem Himmel Unterricht machen. Ich vermisse euch. Ich vermisse meine Kolleginnen. Ich vermisse meine Freunde.
Aber wir müssen jetzt einfach zusammenhalten und Kontakte vermeiden. So sieht es aus.
Danke für eure Aufmerksamkeit.
Freitag, 8. Januar 2021
Eukalyptusbäume brennen nicht,
Das habe ich vor Jahrzehnten mal einem Professor der geographischen Institute der Uni Bonn zu erklären versucht, als er im Zusammenhang mit Euklyptusplantagen in Spanien von "Aufforstung" fabulierte. Ich nenne das nicht "Aufforstung" sondern "Brandstiftung". Ganz abgesehen davon verbrauchen Eukalyptusbäume unglaubliche Mengen an Wasser. So etwas im wasserarmen Spanien anzupflanzen ist mehr als fragwürdig.
Es war übrigens der gleiche Professor, der bei einer winterlichen Busexkursion ins Mittelgebirge mal vom Waldsterben erzählte, das man angeblich hier live bobachten konnte. Wir fuhren gerade durch ein Waldstück, in dem Lärchen standen - der einzige Nadelbaum, der im Winter sein Laub abwirft.
Mittwoch, 6. Januar 2021
Ich will ja nicht angeben.
Aber in Berlin reichten drei Polizisten aus, um den Sturm eines rechtsradikalen Mobs auf das Parlament aufzuhalten. Zugegeben: die Jungs waren extrem gestresst. Aber es waren nur drei. Einer davon ohne Helm.
Montag, 4. Januar 2021
Sechs Tage Eiszeit - Der Katastrophenwinter 1978/79
Video verfügbar:
bis 08.03.2021 ∙ 01:40 Uhr
Ich erinnere mich gut an diesen Winter. Ich hatte einen Schulweg von fast 25 Kilometern und das auf dem Mokick. Mit Rheinüberquerung auf einer Fähre. Ich bin jeden Tag um 7.00 Uhr aus dem Haus, und war froh, wenn ich kurz vor acht in der Schule ankam. Über die Lenkerenden hatte ich zwei Plastiktüten gesteckt, den Zwischenraum mit zerknüllter Zeitung ausgefüllt. Da habe ich meine mit dick gefütterten Handschuhen ausgestatteten Hände hineingesteckt. Trotzdem war ich nach fast einer Stunde auf dem Bock froh, wenn die Finger nicht durchgefroren waren. Bremsen und Kuppeln war nur unter Schmerzen möglich, so steif waren die Finger. Ich war bekleidet mit einem Regenoverall gegen den Wind, darunter mehrere Hosen und Jacken, selbstverständlich lange Unterwäsche. Meine Lehrer kannten das schon. "Alles klar. Mach' dich draußen fertig." sagte mein Lehrer aus dem Erdkunde-Leistungskurs. Er wusste, dass ich mir erst einmal den Blitzeis-Panzer abklopfen musste, bevor ich mir mir steifen Fingern die verschiedenen Schichten vom Körper pellen konnte. An einem Morgen ist der Motor beim Warten auf die Fähre so sehr ausgekühlt, dass es mir beim Anfahren einen Kolbenfresser beschert hat.
Meine Fresse. DAS war kalt.
Kälte habe ich seit diesem Winter nie wieder wahrgenommen. Im Ernst. Ich friere nicht. Auch nicht im T-Shirt, wenn ich Ende Januar den Schulhof überquere.