Donnerstag, 28. Januar 2021

Laptops für Lehrer


Letztes Jahr war von 500 Euronen pro Lehrer die Rede. Stellen wir uns mal ein paar Fragen:

1. Welche Gurke bekomme ich eigentlich für 500 Euronen? Ganz sicher nicht das hier abgebildete MacBook.

2. Wer wartet die Geräte? Ein Fabrikarbeiter muss sich auch nicht darum kümmern, dass sein Fließband gewartet wird. Außerdem werde ich in unser professionell gewartetes Hausnetz kein Endgerät lassen, das nicht ebenfalls professionell gewartet wird. "Bring your down device" gibt es in professionell gewarteten Netzwerken nicht, es sei denn, du hast einen Riesenschwarm von Profis. (Wie z. B. an Unis)

3. Sind Laptops wirklich Arbeitsplatzrechner? Ich kenne mich "zufällig" mit der Bildschirmarbeitsplatzverordnung aus. An einem Bildschirmarbeitsplatz, und als solchen dürfen wir wohl einen Lehrerschreibtisch im Corona-Lockdown verstehen, hat der Bildschirm leicht neig- und kippbar zu sein (check!) und höhenverstellbar (Upps!). Außerdem soll der Bildschirm so groß sein, dass die für die Arbeit notwendigen Programme nebeneinander anzuordnen sind, um Übersicht zu schaffen (Die genaue Formulierung weiß ich nicht mehr, aber so ungefähr steht das da drin.) 

Ich stelle mir gerade ein Browserfenster für BBB mit 25 Videostreams von den Schülern auf einem 13 Zoll Bildschirm eines "günstigen" Medion Notebooks vor. Dazu das Notenverwaltungsprogramm (bei mir eine gewöhnliche Tabellenkalkulation), das Signal-Fenster, den Email-Client, das Fenster für mumble (für die Schüler, bei denen für BBB die Internetleitung zu dünn ist), dazu OneNote für die Unterrichtsvor- und Nachbereitung - man korrigiert ja inzwischen die Hausaufgaben auch digital), Scannersoftware, Textverarbeitung, Texterkennung.... was man halt so braucht. Und über fachspezifische Software habe ich noch nicht einmal nachgedacht...

Auf dem 13-Zoll Bildschirm eines Medion-Notebooks.

Lasst das Bild einfach für ein paar Sekunden auf euch wirken.

Auf meinem Computertisch stehen (ungelogen) ein iMac Pro mit hochauflösendem 27-Zoll Display (5120 × 2880) und daneben mein olles Cinema-Display, ebenfalls 27 Zoll (2560 × 1440). Und selbst da muss ich bei meinen Online-Unterrichtssitzungen ganz oft noch Fenster hin- und herschubsen. 

Dazu ein ordentlicher und schneller Scanner, Farblaserdrucker, Festplattenspeicher, um den mich noch vor zehn Jahren jedes Hochschulrechenzentrum beneidet hätte, DVD-Brenner, 250 Mbit- Leitung, ordentlicher, ergonomischer Bürostuhl (nicht eines dieser grauenvollen Sitzmöbel, auf dem die Kinder zu sitzen genötigt werden - darüber müssen wir unbedingt auch noch einmal reden!)... Ich will nicht angeben. Ich beschreibe lediglich einen zeitgemäßen Computerarbeitsplatz für Lehrer.

ICH WILL KEIN 500-EURONEN NOTEBOOK. Steckt euch das sonstwo hin. Pumpt das Geld lieber in die Infrastruktur. Sorgt dafür, dass jedes Kind über ein mit ordentlicher Geschwindigkeit ans Internet angebundenes Endgerät verfügt. Das wäre schon ein Anfang, der uns Lehrern das Leben wirklich erleichtern würde.

Was reg' ich mich auf?

Danke für Ihre Aufmerksamkeit.

Freitag, 22. Januar 2021

Abitur

Dass mir heute einer meiner Abiturienten gesagt hat: "Die geilste Klausur - ever!" berührt mich zutiefst. Vielen, vielen Dank für dieses tolle Kompliment. 

Geht euren Weg und bewahrt euch diese Begeisterung.

In Bezug auf

...die notwendigen Arbeitsmittel und Schutzausrüstungen werden wir gründlich über den Tisch gezogen. Immer schon.

Man stelle sich vor, ein Chirurg in einem Krankenhaus müsste Kittel, Mundschutz und Skalpell privat bezahlen und mitbringen. Oder ein Fabrikarbeiter Werkzeug, Arbeitsschuhe und Gehörschutz. Und zu allem Überfluss stellt man ihnen den Arbeitsraum nur halbtags. Nachmittags wird Zuhause operiert oder gewerkelt.

Dienstag, 19. Januar 2021

Ich schaue gerade Nachrichten.

 Es geht um den Lockdown an den Schulen:

Eltern finden die Arbeit von uns Lehrern gut. (Huch!) Kinder wollen unbedingt wieder in die Schule gehen. (Doppel-Huch!)

Ich habe Pipi in den Augen. Wer hätte das vor einem Jahr für möglich gehalten?

Leute: Ich vermisse euch auch, und zwar heftig. Ich würde jeden von euch unheimlich gerne in den Arm nehmen, jedem von euch die Hand oder die "Ghetto-Faust" geben. Erklären, rumblödeln, euch beim Schach in der Pause zujubeln, mir eure Sorgen anhören oder mit euch in der Hauberanlage unter freiem Himmel Unterricht machen. Ich vermisse euch. Ich vermisse meine Kolleginnen. Ich vermisse meine Freunde.

Aber wir müssen jetzt einfach zusammenhalten und Kontakte vermeiden. So sieht es aus.

Danke für eure Aufmerksamkeit.

Freitag, 8. Januar 2021

Eukalyptusbäume brennen nicht,

sie explodieren.

Das habe ich vor Jahrzehnten mal einem Professor der geographischen Institute der Uni Bonn zu erklären versucht, als er im Zusammenhang mit Euklyptusplantagen in Spanien von "Aufforstung" fabulierte. Ich nenne das nicht "Aufforstung" sondern "Brandstiftung". Ganz abgesehen davon verbrauchen Eukalyptusbäume unglaubliche Mengen an Wasser. So etwas im wasserarmen Spanien anzupflanzen ist mehr als fragwürdig.

Es war übrigens der gleiche Professor, der bei einer winterlichen Busexkursion ins Mittelgebirge mal vom Waldsterben erzählte, das man angeblich hier live bobachten konnte. Wir fuhren gerade durch ein Waldstück, in dem Lärchen standen - der einzige Nadelbaum, der im Winter sein Laub abwirft.

Mittwoch, 6. Januar 2021

Ich will ja nicht angeben.

Aber in Berlin reichten drei Polizisten aus, um den Sturm eines rechtsradikalen Mobs auf das Parlament aufzuhalten. Zugegeben: die Jungs waren extrem gestresst. Aber es waren nur drei. Einer davon ohne Helm.

Montag, 4. Januar 2021

Sechs Tage Eiszeit - Der Katastrophenwinter 1978/79

Video verfügbar:
bis 08.03.2021 ∙ 01:40 Uhr

Ich erinnere mich gut an diesen Winter. Ich hatte einen Schulweg von fast 25 Kilometern und das auf dem Mokick. Mit Rheinüberquerung auf einer Fähre. Ich bin jeden Tag um 7.00 Uhr aus dem Haus, und war froh, wenn ich kurz vor acht in der Schule ankam. Über die Lenkerenden hatte ich zwei Plastiktüten gesteckt, den Zwischenraum mit zerknüllter Zeitung ausgefüllt. Da habe ich meine mit dick gefütterten Handschuhen ausgestatteten Hände hineingesteckt. Trotzdem war ich nach fast einer Stunde auf dem Bock froh, wenn die Finger nicht durchgefroren waren. Bremsen und Kuppeln war nur unter Schmerzen möglich, so steif waren die Finger. Ich war bekleidet mit einem Regenoverall gegen den Wind, darunter mehrere Hosen und Jacken, selbstverständlich lange Unterwäsche. Meine Lehrer kannten das schon. "Alles klar. Mach' dich draußen fertig." sagte mein Lehrer aus dem Erdkunde-Leistungskurs. Er wusste, dass ich mir erst einmal den Blitzeis-Panzer abklopfen musste, bevor ich mir mir steifen Fingern die verschiedenen Schichten vom Körper pellen konnte. An einem Morgen ist der Motor beim Warten auf die Fähre so sehr ausgekühlt, dass es mir beim Anfahren einen Kolbenfresser beschert hat. 

Meine Fresse. DAS war kalt. 

Kälte habe ich seit diesem Winter nie wieder wahrgenommen. Im Ernst. Ich friere nicht. Auch nicht im T-Shirt, wenn ich Ende Januar den Schulhof überquere.