Freitag, 30. Oktober 2020

Ich bin ein nackter Affe.

Wie wir alle. Unsere nächsten Verwandten sind die Schimpansen und die Bonobos. Beides sind Arten mit einem ganz ausgeprägten Sozialleben.


Schimpansen leben ins Großgruppen, die sich gelegentlich auch in Untergruppen aufspalten. Sie pflegen sich gegenseitig das Fell, bilden ausgeprägte patriarchalische Hierarchien, verteidigen ihr Territorium und führen gelegentlich sogar Kriege gegen rivalisierende Gruppen. 

Bonobos sind da anders: Ihre Sozialstrukturen sind matriarchalisch geprägt und ausgesprochen friedlich. Der soziale Klebstoff bei Bonobos ist Sex. Wenn irgendwo Stress droht, schiebt man stante pede ein kleines Nümmerchen, und sofort sind alle Beteiligten beruhigt. Im Ernst! Ihr könnt das ruhig mal googeln. Als alternder Späthippie finde ich das irgendwie sympathisch. 

Bonobos und Schimpansen brauchen ihre Mitgeschöpfe. Deshalb werden sie auch krank, wenn sie isoliert leben müssen. Zum Beispiel in Zoos. Da nennt man das dann Deprivationssyndrom. Beim Menschen heißt es schlicht “Hospitalismus”. Aber es ist das Gleiche.


Was lernen wir daraus? Ein grundlegendes Prinzip in der Biologie lautet “Ähnlichkeit und Verwandtschaft”: Was sich ähnlich ist, ist vermutlich verwandt, was verwandt ist, ist vermutlich ähnlich. Auf der genetischen Ebene sind die Bonobos und die Schimpansen uns so ähnlich, wie keine andere Art auf diesem Planeten. Auch unser Sozialverhalten ist durchaus vergleichbar: Wir leben in sozialen Verbänden, die der Größe einer Schimpansen(groß)horde nahe kommt. Wir bilden hierarchische Gruppen und rivalisieren mit benachbarten Gruppen. Wir führen Kriege. (Ich muss noch immer an die Bonobos denken.) Deshalb liegt die Vermutung nahe, dass uns eine isolierte Lebensweise vergleichbar krank macht. 

Ich spüre das gerade mit voller Wucht. Ich bin mir nicht sicher, wie lange wir das noch durchhalten, ohne Schaden an unseren Seelen zu nehmen. Ich bin mir nicht sicher, wie lange ICH ich das noch aushalte, ohne Schaden an MEINER Seele zu nehmen.


Und jetzt die Schlussfolgerung: Wir müssen jetzt, da die Infektionszahlen durch die Decke schießen, alle zusammenhalten. Keine Ego-Trips. Kein “Mimimi - ich will aber feiern!” REISST EUCH VERDAMMT NOCHMAL ZUSAMMEN!


Je besser wir jetzt als große Horde nackter Affen zusammenhalten und uns zusammenreißen, desto eher ist es vorbei. Desto eher können wir wieder normale Sozialkontakte leben, ohne dem Virus Futter zu geben. Einen neuen Lockdown will ich nicht erleben. REISST EUCH VERDAMMT NOCHMAL ZUSAMMEN!