Montag, 4. Januar 2021

Sechs Tage Eiszeit - Der Katastrophenwinter 1978/79

Video verfügbar:
bis 08.03.2021 ∙ 01:40 Uhr

Ich erinnere mich gut an diesen Winter. Ich hatte einen Schulweg von fast 25 Kilometern und das auf dem Mokick. Mit Rheinüberquerung auf einer Fähre. Ich bin jeden Tag um 7.00 Uhr aus dem Haus, und war froh, wenn ich kurz vor acht in der Schule ankam. Über die Lenkerenden hatte ich zwei Plastiktüten gesteckt, den Zwischenraum mit zerknüllter Zeitung ausgefüllt. Da habe ich meine mit dick gefütterten Handschuhen ausgestatteten Hände hineingesteckt. Trotzdem war ich nach fast einer Stunde auf dem Bock froh, wenn die Finger nicht durchgefroren waren. Bremsen und Kuppeln war nur unter Schmerzen möglich, so steif waren die Finger. Ich war bekleidet mit einem Regenoverall gegen den Wind, darunter mehrere Hosen und Jacken, selbstverständlich lange Unterwäsche. Meine Lehrer kannten das schon. "Alles klar. Mach' dich draußen fertig." sagte mein Lehrer aus dem Erdkunde-Leistungskurs. Er wusste, dass ich mir erst einmal den Blitzeis-Panzer abklopfen musste, bevor ich mir mir steifen Fingern die verschiedenen Schichten vom Körper pellen konnte. An einem Morgen ist der Motor beim Warten auf die Fähre so sehr ausgekühlt, dass es mir beim Anfahren einen Kolbenfresser beschert hat. 

Meine Fresse. DAS war kalt. 

Kälte habe ich seit diesem Winter nie wieder wahrgenommen. Im Ernst. Ich friere nicht. Auch nicht im T-Shirt, wenn ich Ende Januar den Schulhof überquere. 

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